Kommunismus, Kontrolle, Krieg - Korea (Tag 4 Palace of the Sun, Tram, War Museum, Department Store, Childrens Palace)

20Okt2016

Donnerstag, 20. Oktober

 

Erst mal noch eine freudige Nachricht, mir geht es wieder gut und ich habe meine Keime erfolgreich an die Anderen weitergegegeben, es sollte also jeder mal krank werden. 🤐

Heute war dann "Dress Up" angesagt und damit wahrscheinlich eines der Highlights unseres Ausflugs: das Mausoleum von Kim Il Sung und Kim Jong Il, der "Palace of the Sun".

Diesmal wurden sogar unsere Handys eingesammelt und es gab wirklich gar keine Möglichkeit Fotos zu machen, nicht mal versteckt in "Deckung".

Ist irgendwo aber auch verständlich, da der Palace of The Sun, das Allerheilgste für die Nordkoreaner ist, das hat man auch unseren Guides heute angemerkt und mit denen war nicht wirklich zu spaßen.

Vor Ort mussten wir dann mal wieder Reihen formen, dieses Mal 4 in einer Reihe und ich glaube alle Nordkoreaner würden durchdrehen beim Anblick unserer Reihen und wie wir trotzdem mehr ungeordnet als geordnet die Gänge entlanglaufen, während die im perfekten Marsch in ihren Uniformen und Kostümen durch marschieren. Für Marsch und marschieren gibt es hier keine bessere Umschreibung, da es nun einfach wirklich ein Marsch war.

Der Palast ist rießig und von der Größe her ganz klar mit einem solchen zu vergleichen, was das Ganze noch surrealer macht, wenn man bedenkt, dass das früher NUR Kim Il Sungs Büro war. Und selbst in Anbetracht dessen, dass dort 2 tote Diktatoren in gläsernen Särgen in 10m hohen Hallen aufbewahrt werden, lässt das  Alles immer noch groß erscheinen.

Als allererstes ging es durch einige Korridore, deren Wände mit Bildern von Kim 1 (links) und Kim 2 (rechts) gepflastert waren.

Die erste Halle, die wir nach Nochmaligem Zurechtzupfen unserer Kleidung durch unsere Guides und das Durchlaufen eines riesigen Windkanals, betreten haben, war dann die von Kim Il Sung.

Alles in rot angestrahlt, steht also in der Mitte von einem 100x100x10m Saal nur dieser gläserne Sarg mit dem toten Körper des "Ewigen Präsident"s in einer mehr bedrückenden, als feierlichen Stille. Das wird eindeutig nicht mein "Happyplace" und immer wenn ich an den Sarg zurück denke, kommen mir Vampire, etc. in den Sinn.

Hier mal ein Bild aus dem Internet von Kim Jong Ils Tod, aber das sieht bei beiden gleich aus, nur ohne die Blumen jetzt,

Wieder ein Mal das Verbeugen, aber zu diesem besonderen Anlass einmal vor dem Sarg, einmal links davon und dann halb darum laufen und rechts davon noch ein letztes Mal.

Die Bewunderung für ihre Anführer und die tiefe Ergebenheit nimmt dann manche Koreanerinnen so sehr mit, dass sie zum Taschentuch greifen müssen - einfach unvorstellbar für westliche Verhältnisse!

Endlich aus der Halle hinaus wurden wir in die Ehrenhalle geführt, in der viele nationale und internationale Ehrungen, Medallien, Stadtschlüssel und Honorarprofessuren ausgestellt waren, darunter auch Sachen aus der DDR. Einiges kann natürlich gut sein, andererseits wäre es ja bekannt, wenn zur 750 Jahre Berlin Feier eine Ehrung Kim Il Sungs vorgenommen wird und auch die Friedensmedallie aus Japan (wir erinnern uns an die "eternal enemies") kam uns auch nicht ganz koscher vor, oder gar die Geschenke aus den USA, die in einem Berg gelagert werden.

Natürlich wurde auch der Zug, mit dem er sich fortbewegt hat in dem Palast aufgebaut und wenn sie schon dabei waren, haben die Koreaner auch gleich noch sein kleines Kriegsschiff in den Raum daneben gestellt.

 

Nach Kims Grab ist vor Kims Grab und so hat leider nichts am Sarg von Kim Jong Il vorbeigeführt, wo uns wieder das schöne rote Licht, der Sarg, das Verbeugen und noch mal die Taschentücher erwartet haben.

Auch danach gab es wieder so eine Ehrenhalle und nochmal einen Zug, wobei dieser Zug besonders war: Denn Kim Jong Il war immer im Auftrag seines Landes unterwegs und hat bis zu seinem Tod(im Zug) gearbeitet und seinem Land treue Dienste getan, laut unseres Guides. Allerdings hat er diese Dienste auch gerne mit seinem Macbook festgehalten, das im Zug ausgestellt war. 😛

Als wir unsere Guides auf den Laptop angesprochen haben, was das denn für einer sei, hat sie ganz stolz behauptet, dass der in Nordkorea produziert wird. Den Gedanken konnten wir aber dann ausschlagen und danach meinte sie nicht mehr ganz so sicher, dass es dann wohl ein Geschenk gewesen sein muss.

Endlich draußen gabs dann noch ein kleines Gruppenfoto und dann gings weiter zum nächsten Highlight. Und ich denke ich spreche für Alle, dass wir sehr froh waren diesen Ort verlassen zu dürfen, da einen das doch mitgenommen hat.

Also wieder rein in unseren Lieblingsbus.

Nach einer kurzen Fahrt wurden wir dann an der Tram rausgeschmissen, wo wir wieder eine kleine Führung bekommen haben und uns natürlich die Tram gezeigt wurde, mit der natürlich auch die Kims mehrmals gefahren sind, die auch die älteste und erfahrenste Tram war, und mit der wir die Ehre hatten auch mitzufahren.

  Mit unserem TourGuide

Derjenige der uns die Einführung gegeben hat, wurde von unserem Reisebüro auch noch mal genauer "interviewt" und da habe ich euch hier den Link

https://www.facebook.com/EasternVisionHK/photos/a.476529765802962.1073741827.476520979137174/988879747901292/?type=3&theater

Die Tram war wirklich sehr süß und beim Blick in die anderen Trams haben wir gesehen, dass die auch mit Blumen geschmückt waren, also nicht nur unsere.

Nach dem gemütlichen Gezuckel der Tram gings dann aber in Volldampf auf den Koreakrieg zu und damit ins "War Museum".

Man durfte offiziell kaum Bilder machen und wer sich zu manchen Punkten besonders nach Bildern sehnt, der kann mich gerne persönlich kontaktieren, es kann sein, dass ich da das eine oder andere Bild in Deckung schießen konnte.

Als Allererstes wurden uns allerlei gekapperte oder abgeschossene Panzer der Amerikaner, der UN oder eben Südkoreas gezeigt, bis wir an den Fluss geführt wurden, wo das US-Marineschiff "Pueblo" lag.

Die Pueblo sollte nordkoreanische und russische Aktivitäten in der koreanischen Seestraße überwachen und wurde am 23. Januar 68 durch ein nordkoreanisches Uboot gekapert. Die Pueblo war dabei, laut eigenen Messungen aber auf internationalem Gebiet. Uns wurde dann im eigenen Museum im Schiff erklärt, dass es nur 15 Minuten gebraucht hätte um das Ganze Schiff zu kapern, während andere Quellen sagen, dass die Amerikaner etwa 1 Stunde Zeit hatten, eine Großzahl der geheimen Dokumente zu vernichten. Natürlich wurde uns auch ein Film gezeigt und schon allein durch die Musik Stimmung gemacht. Mitreißende Marschmusik bei koreanischen Soldaten und herzerweichende Melodien, wenn koreanische Kinder  weinend neben Leichen stehen. Der Film hat dann glaube ich mit dem Spruch "The Myth of the US was shettered again by the DPRK" geendet. Als wir aus dem Schiff rauskamen saß zuuuuufällig, einer der Matrosen, der geholfen hat das Schiff zu kapern draußen auf einer Bank und mit dem durften wir noch Bilder machen.

Danach gings dann ins richtige Warmuseum, wo uns nochmal ein allgemeiner Film gezeigt wurde, der mit der Frage "Who started the Korean War" begonnen hat und natürlich waren es "aggressive US Imperialists". Laut koreanischer Erklärung, wollten nämlich die Amerikaner ihren Börsencrash, den Schwarzen Donnerstag von 1929(!), damit kompensieren, dass sie das Land Nordkorea dann 20 jahre später für ihre Bürger erobern und ihnen somit ein Geschenk machen. Freunde ich lüge nicht, so wurde uns das in einem Film vorgetragen.

Das Museum war sehr sehr eindrucksvoll und auch tatsächlich gut szenerisch rekonstruiert, man konnte sich wirklich in die Umstände des Krieges hineinversetzen. Allerdings wurde das Szenerische in einem Raum wirklich auf die Spitze getrieben und das war etwas was mich wirklich schockiert hat:  In einem recht großen Raum war das Schlachtfeld der finalen Schlacht rekonstruiert, nach der dann Nordkorea "gewonnen" hat. Der Himmel war grau, überall auf der Tapete im Hintergrund sind Raben gefogen und es war ein Meer aus Kreuzen. Die Kreuze haben sich dann irgendwann aus der Tapete "gelöst" und haben bis in den Raum hineingereicht, wo sie von übereinandergestapelten, mit Blut und klaffenden Wunden übersähten Leichen der Amerikaner/ Gegner ein absolut eindrucksstarkes Bild gezeigt haben! Ich habe in meinem Leben selten so etwas gesehen und das Ganze wurde noch von einem "noch lebenden" Amerikaner getopt der furchtbar grimmig und furchteinflößend eine weiße Fahne hebt. Der letzte historische Schliff wurde dann noch durch die zerfetzen Fahnen von Frankreich, Italien, Australien und der Türkei hinzugefügt, die überall auf dem Schlachtfeld verteilt lagen.

 

Der nächste Punkt war dann schon ein bisschen angenehmer, denn es ging in einen Department Store. Das ist so etwas wie ein Supermarkt, nur dass das nicht unbedingt Güter des "alltäglichen Bedarfs" sind. Solche Güter wären nämlich Reis, Huhn und Bier, für die man Essensmarken in Form eines Teils des Lohnes benötigt. Alles andere was nicht durch die Essensmarken abgedeckt wird, muss von dem kleinen Lohn gezahlt werden, den man dann noch in Won bekommt. Jemand meinte zu uns, dass die Koreaner im Schnitt wohl 700 RMb hätten, also etwas weniger als 60€, allerdings kann ich euch nicht wirklich etwas über den richtigen Wechselkurs sagen, da wir bis auf hier immer nur mit RMB zahlen durften. So war zum Beispiel der Wechselkurs, der uns im Departmentstore angeboten wurde 1€ zu 10.000 Won, während es im Hotel 1 zu 16 Won gewesen wären.

Der Eingang zum Store

Auch hier durfte man offiziell keine Fotos machen, was auch noch dadurch effektiver wurde, dass seine eigene Tasche, in die Tasche vom Supermarkt gepackt wurde, die dann wirklich versiegelt wurde, mit dem Teil, das auch an Kleidung dran ist. Allerdings war das weniger wegen den Fotos, sondern eher dass nichts geklaut wird.

Im Store gab es dann alles von Chips, bis Kekse, Kleidung, Alkohol und sogar einiger importierter Waren. Honig war sogar elektronisch gesichert, bei einem Preis von 10.000 Won, also etwas zwischen 1 und 10€ für ein großes Glas.

Auch beim Rausgehen nach dem Bezahlen mussten wir nochmal den Kassenzettel zeigen und unsere Einkäufe kontrollieren lassen. Diese große Angst vor Diebstahl in für uns doch kleine Beträgen, reflektiert dann meiner Meinung schon, wie gut es dem Land wirtschaftlich geht.

Der letzte Punkt auf unsere Tagesordnung war dann noch der Besuch des "Childrens Palace", in dem Kinder aus Pjöngjang Musik und Tanz üben können und wenn sie gut genug sind, täglich 4h üben müssen, um es dann einmal die Woche in einer Vorstellung uns Touristen, aber auch Einheimischen, wie ihren Eltern vorführen. Die Kinder wraen wirklich unglaublich gut und ich, die 15 Jahre lang Ballett gemacht hat, kann da nur meinen Hut zücken... Das sogar schon bei den Kleinsten (8 Jahre wohl) sowas von elegant aus.

Auch hier wurden wir natürlich nicht von unseren Kims verschont und nach ein paar Stellen in der Musik kam von jedem Kim jeweils 1 Bild, durch die ganze Vorstellung hinweg verteilt. Die Einheimischen, die in den ersten Reihen und mit einer Schranke von uns getrennt saßen, haben natürlich brav und lang angefangen zu klatschen, sobald wieder so ein Bild gezeigt wurde.

Ich denke am Besten ist einfach, wenn ich euch ein paar Videos zeige, davon hat auch eines das Klatschen aufgenommen.

 

Danach hieß es dann zurück in den Bus, mit dem wir eine 3 stündige Fahrt an die DMZ, die Demilitarisierte Zone, nach Kaesong bei Südkorea gefahren sind. Die Straße hat eher einem Flickenteppich geähnelt und an Schlafen, obwohl wir sogar komplett liegen konnten, war nicht zu denken.

Das Hotel dort war wieder sehr alt und seeeehr gemütlich und wir waren die einzigen Gäste.

Was auch noch erwähnenswert ist: Immer wenn wir zum Mittag oder Abendessen gehen, steht das essen schon bereit oder kommt nach wenigen Minuten auf den Tisch. Meistens ist es wirklich warm und lecker, aber das hier war leider das Gegenteil und ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube ich habe Äste gegessen.

Während dem Essen gab es natürlich auch noch einen Stromausfall, aber das ist ja ganz normal. Einer aus unserer Gruppe hat unsere Guides mal gefragt, ob es besser/beliebter ist in Pjöngjang in einer möglichst weit oben gelegenen Wohnung im Haus zu wohnen. Sie meinte, teils schon, aber andererseits ist das sehr ungeschickt, wenn der Strom nicht geht und dadurch auch kein Aufzug.

 

PS: wie gesagt, wenn euch der Text neugierig auf ein paar Fotos gemacht habt, schreibt mir gerne, da finde ich sicher was 😉