Kommunismus, Kontrolle, Krieg - Korea (Tag 3 Schulbesuch, Mansudae, Pizza, Bibliothek)

19Okt2016

Mittwoch, 19.10.

 

Wie gesagt, gut ging es mir die Nacht über nicht und auch am Morgen konnte ich nur ein bisschen Kraft durch ein Stück Brot und ein Apfelschnitz sammeln. Ich bitte daher zu entschuldigen, dass ich auf allen Fotos wirklich beschissen aussehe, aber ich hätte wirklich im Bett bleiben sollen🤐.

Das ist noch das Beste ...

Naja, unser Tag ist damit gestartet, dass wir etwa eine Stunde aus Pjöngjang rausgefahren sind, zu einer Schule, die wir besichtigen durften. Nach einer kleinen Führung, konnten wir ein bisschen in der Englischklasse zuschauen und ein wenig mit ihnen und dem Lehrer reden. Das Englischlevel war wirklich gut, die Antworten auf unsere Fragen waren aber meistens einstudiert, wie beispielsweise die Antwort auf die Frage, ob sie gerne reisen möchten. "Unser Land hat so viel Schönes zu bieten, wie die Berge oder das Meer, das müssen wir zuerst gesehen haben".

Bei der Begrüßung vom Rektor Im Klassenzimmer Mit den obligatorischen Kim Bildern

Wir sind uns alle sicher, dass das keine "normale" Schule war und komischerweise, hatte unsere andere Gruppe am Nachmittag nochmal genau die selben Kinder in der Englischstunde sitzen.

Danach sind wir wieder in die Stadt gefahren, durften nochmal ein bisschen an einem Fontänenpark spazieren, waren aebr wie so oft die Einzigen auf der Straße. Dort wollten wir dann auch gleich Blumensträuße kaufen, die wir bei den 2 großen Bronzestatuten am Mansudae Monument ablegen sollten.

Celine mit den Sträußen

Irgendjemand aus unserer Gruppe hat dann eine von unseren Guides auf dem Weg zum Denkmal gefragt, ob es denn Feinde für Nordkorea gebe. Daraufhin hat sie uns erklärt, dass Japan für immer der ewige Feind ist, da die Japaner die koranischen Frauen vergewaltigt haben. Als sie das gesagt hat, hat man den puren Hass in ihren Augen gesehen, und weiter gemeint, dass sie ihnen nie vergeben werden.

  Ein sehr passendes Bild

Die Bronzestatuen des Mansudae Monuments zeigen Kim Il Sung und Kim Jong Il in ihren gewöhnlichen Posen auf Bildern. Kim Il Sung zeigt auf etwas und Kim Jong Il hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Die Statuen standen auf einem etwa 1 Meter hohen Sockel und natürlich wieder auf einem Platz in Übergroßen, am Ende von langen und breiten Stufen.

  Ich glaube das ist ein vebotenes Selfie

Diesmal waren wir nicht die Einzigen, sondern es waren unglaublich viele Menschen dort, viele Leute in Uniform oder auch Hochzeitspaare die dort Fotos gemacht haben oder einfach gekommen sind um ihren "supreme leader"n Respekt zu zollen und Blumen abzulegen. Gelacht hat keiner und alle waren sehr ernst, wir wurden angewiesen nicht zu lächeln, sich nicht auf die Stufen zu setzen und immer die Hände an seinem Körper zu halten. Das folgende Gruppenfoto ist sicher schon respektlos, da wir alle lächeln...

Auch wir mussten uns in einer Reige aufstellen, warten bis wir dran waren, unsere Blumen ablegen und uns dann alle gleichzeitig verbeugen. Natürlich war das alles sehr eindrucksvoll, aber man kann solchen Respekt nur schwer in Worte fassen, ohne dass einem das Wort "fanatisch" oder "Sekte" in den Sinn kommt.

Wir sind noch ein bisschen auf dem Platz geblieben und das hat alle umstehenden Koreaner eher nervös gemacht, wir wurden eher gemieden und gelächelt hat ja eh keiner.

Hier durften wir noch ein Foto mit dem Brautpaar machen, das sich sehr gesträubt hat am Anfang.

Danach waren wir bei der Statue der "Worker´s Party of Korea", also der Arbeiterpartei und der Partei von Kim Jong Un. Sie ist allerdings nicht die einzige Partei, sondern es gibt noch 2 andere Parteien, außerdem werden auch "normale" Wahlen abgehalten. Allerdings ist es so, dass wenn man die Arbeiterpartei wählen möchte sich öffentlich in die eine Schlange einreihen möchte und wenn man eine der anderen Parteien wählen möchte, sich in eine separate Schlange einreihen muss. Ist also mehr Gruppenzwang, als freie Wahl.

Das Denkmal steht mal wieder auf einem unglaublich großen Platz, direkt am Flussufer und besteht aus einer Sichel, Harke und einem Füllfederhalter- es stellt also die Bauern, die Arbeiter und die Intellektuellen dar, also die ganze Bevölkerung Koreas. Ich hab euch hier mal einen Auszug aus einem deutschen Heft zum Anlass des 70. Jubiläums der Parteigründung:

" Kim Il Sung baute die PdAK als eine Massenpartei auf, die sich aus Arbeitern, Bauern und Intellektuellen zusammensetzt, richtete die gesamte Tätigkeit der Partei darauf aus, die Forderungen und INteressen der Volksmassen zu verfechten und zu realisieren, sodass unsere Partei in den Volksmassen tiefe Wurzeln schlug und mit ihnen ein sich vollendetes Ganzes bildet. ..., dass die Partei und das Volk mit dem wie Blutsverwandschaft engen Gefühl fest verknüpft wurden. Unsere Partei verantwortet mit mütterlicher Liebe das Schicksal der Menschen, ..."

Ich denke durch dieses Zitat wird klar, wie sehr die Koreaner schon von klein auf mit ihrer Partei verbunden werden, zum Beispiel dem Beitritt bei den Jungpionieren.

Auf dem Weg zum Mittagessen, gab es mal wieder eine kleine Ermahnung, dass wenn wir es irgendwie schaffen sollten uns mit Wlan zu verbinden uns eine Strafe von 1500 USD droht, es gibt also wirklich keine Möglichkeit des Kontakts zur Außenwelt, außer sehr teure Telefongespräche aus dem Hotel oder eben eine kleine Email, deren Empfänger aber auch vorher strengstens dokumentiert wird.

Mittags waren wir dann Pizza essen- unten ein Souvenirshop, oben ein Restaurant- und alle sagen, die Pizza war sehr lecker und eine Besonderheit, da in Hongkong horrende Preise verlangt werden. Schon während dem Essen lief eine koreanische Karokemusik laut auf den Bildschirmen und die aufgebaute Bühne hat uns am Ende nicht enttäuscht. Nach unserem Essen gab es dann Musik und Tanz von unseren Pizzabäckerinnen und Kellnerinnen. Wir alle haben uns dabei unglaublich unwohl gefühlt und auch sie haben ein bisschen gezwungen geschaut. Allerdings muss man wirklich sagen, dass der Tanz wirklich sehr elegant aussah und den Gesang kann ich nicht beurteilen, ich glaube das war Playback. zu erwähnen ist noch, dass das Ganze uns in einer unglaublichen Lautstärke vorgetragen wurde. Wir wurden dann irgnendwann auch noch aufgefordert mitzumachen und natürlich hat es mich erwischt.

Die Lieder wurden uns auch zig mal vorgetragen während unserem Aufenthalt und wer mag kann hier mal reinhören. Das erste können wir alle mitsingen und das zweite hat ganz interessante Untertitel.

Nach dem Essen durften wir noch ein bisschen auf der menschenleeren "Straße der Zukunft" laufen, die auch erst vor einem Jahr komplett gebaut wurde und ein bisschen so aussieht, wie man sich die Zukunft in den 90ern vorgestellt hat.

Aber halt nicht ganz menschenleer, auf einmal haben nämlich 2 Frauen von der einen Straßenseite auf unsere gewechselt und haben dabei einen rießen Plasmafernseher getragen...  Ich würde lügen, wenn wir das alle nicht ein bisschen bezweifelt hätten.

 Nach unserem kleinen Spaziergang sind wir in die Bibliothek von Pjöngjang gefahren. Sie ist für alle über 17 Jahre zugänglich und liegt wirklich in einem wunderschönen Gebäude( allerdings nur nachgebaut).

Wir wurden dann ein bisschen rumgeführt und komischerweise hat sich in dem Lesesaal, in dem wir waren und zwar mit einr Horde von 15 Ausländern und das nicht wirklich leise, keiner der Lesenden auch nur ein bisschen umgedreht...

Der Eingangsbereich Na bestimmt, ...

Trotzdem sehr interessant. Danach wurden wir noch in eine Ausleihestelle geführt, wo sie gaaaaanz zufällig Bücher in all unseren Sprachen hatten, zum Beispiel Finnisch, Deutsch etc.

Dann  durften wir auch noch in eine Vorlesung reinsitzen, die dort zu ganz vielen Themen abgehalten werden, wie Englisch, aber auch Autofahren. Uns wurde gesagt die Kurse sind kostenfrei und man muss sich nur einmal anmelden. Da wir in einer Englischvorlesung waren, hatten wir nach Absprache sogar die Möglichkeit ein bisschen mit den Studenten zu reden. Ich habe mich zu 3 Leuten hingesetzt, und es waren alles keine typischen Studenten. Eine junge Frau und ein junger Mann etwa Mitte, Ende 20 und eine Frau um die 40. Das Englisch war natürlich nicht so gut, wie in der Schule heute morgen, aber man konnte sich trotzdem gut unterhalten. Natürlich habe ich versucht, sie durch blöde Fragen nicht in Verlegenheit zu bringen und wir haben eher über alltägliche Dinge geredet. Zum Beispiel haben sie mich gefragt, ob ich verheiratet bin und ich sie, ob sie hierher nach ihrere Arbeit kommen. Oder wo ich studiere und wo ich herkomme, da waren sie ganz interessiert und ob mich jemand in Hongkong besuchen kommt. Also hier konnte ich wirklich zu Menschen sprechen, die genauso sind wie jeder andere Mensch und die selben Interessen bis zu einem gewissen Punkt haben.Diesmal bin ich mir auch sicher, dass das nicht gestellt war, da sich das irgendwie sehr spontan ergeben hat und wir schnell aufhören mussten, als der Professor kam - oder ich wünsche es mir zumindest.

Blick vom Dach dort

Nach einem kleinen Ausflug auf die dortige Dachterasse, gings dann wieder zurück in unseren schönen günen Bus, der uns ganz klar als Touristen ausweißt und wieder vorbei an den riesigen Bauten entlang von Pjöngjangs Plätzen. Unsere Guides haben auch zu jedem Gebäude etwas gesagt und auffalledn dabei war, dass es viele Theater waren. Unser Guide hat erzählt, dass sie auch mal gerne mit ihrer Tochter ins Theater geht, der Preis liege bei 150 Won, hat sie gemeint.

Danach durften wir noch die Metro ausprobieren und 4 Stationen damit fahren. Allerdings wurde uns verboten Fotos von der Rolltreppe bzw, dem Schacht zu machen, der von der Oberfläche runter auf die Gleise geführt hat. Die Rolltreppe war allerdings wirklich so lang, steil und tief, dass ich sehr gerne ein paar Fotos gemacht hätte. Es bleibt nun also die Frage, warum die Koreaner ihre Ubahn sooo weit unter der Erde gebaut haben und man nicht dokumentieren darf, wie tief es runter geht, manche aus unserer Gruppe hatten da so ihre Theorien, aber wissen tun wir nichts mit Sicherheit.

 

Die Ubahnstation war wieder mal eine unglaublich große Halle und kann glaube ich sehr gut, von der Art her mit der in Moskau verglichen werden: Kronleuchter, Statuen, die obligatorisch kitschiger Bilder von Kim Il Sung und Kim Jong Il, Marschmusik, und hohe Decken.

Die Ubahnen an sich  sind übrigens alte Berliner Ubahnen aus DDR Zeiten. Die Fahrt war recht kurz aber trotzdem interessant. Leider wurden wir wieder eher gemieden, als dass sich Leute zu uns gesetzt hätten und es gab so eine Art unsichtbare Schranke im Zug.

Lang nicht mehr gesehen die 2

Danach waren wir Hotpot essen, was mich sehr gefreut hat, da ich dachte so ein Süppchen mit ein bisschen Fleisch oder Gemüse ist genau das, was ich in meinem Gesundheutszustand brauche. Naja, die leckere Fleischbrühe als Basis, war dann doch nur Wasser und man musste schon etwas mehr als Fleisch und Salat hineintun, dass es etwas Geschmack gab.

Danach sind wir noch in eine lokale Bierbar, wo auch ein paar Nordkoreaner waren, mit denen man auch Bilder machen durfte. Ich hab mich bei dem Bier aber auch mal vornehm zurückgehalten...

Hier meine Mitbewohnerin Elena

Was mir über die ganze Reise aufgefallen ist, unglaublich viele Männer sehen den Kims so ähnlich, wahrscheinlich liegts am selben Haarschnitt und diesen Anzügen.

Wir haben dann dort auch wieder unsere andere Gruppe wiedergetroffen und die haben uns von ihren Gesprächen erzählt. Viele meinten, sie würden nämlich wirklich gerne nach Europa reisen. Allerdings ist der Wunsch nach Reisen nicht unbedingt mit dem Wunsch nach Fliehen gleich zu setzen, denk ich.

Unsere Guides haben sich dann noch erbarmt einen kleinen Spaziergang mit uns Nachts ums Hotel zu machen was sehr nett war. Wie gesagt, sind sie unglaublich freundlich zu uns, können mit uns aber auch sehr streng umspringen, gerade wenn es um Respekt vor ihren Leader geht. Allerdings denken wir, dass die meisten Guides grundsätzlich aus besseren oder höherrangigen Familien in der Partei kommen, da sie all das was wir von uns erzählen und wonach sie ja auch teils fragen, kalt lassen sollte und es ihnen so gut gehen sollte, dass sie keinen Anreiz zur Flucht haben. Denn sie sind ja die, die am meisten mit uns bösen Imperialisten zu tun haben.