Kommunismus, Kontrolle, Krieg - Korea (Tag 5 DMZ, UNESCO Uni, Farm, Vergnügungspark)

21Okt2016

Freitag, 21. Oktober

 

Morgends war auf dem Platz neben unserem Hotel so eine Art Show, die man momentan ganz oft in Nordkorea sieht, gerade in Pjöngjang. Es ist eine Art Massentanz oder Anfeuerung an die Menschen, die gerade zur Arbeit gehen. Das gibts dann mit roten Flaggen oder auch mal mit ganzen Marschkapellen. Durchgeführt wird das Ganze wegen dem "200 days drive", bei dem Kim Jong Un die Wirtschaft Koreas ankurbeln will und so alle Bürger 200 Tage ohne Pause durcharbeiten lässt, also gibt es nicht mal den Sonntag oder gar das Wochenende frei.

Das war in Pjöngjang

Nach dem Frühstück mussten wir auch hier in Kaesong zu den Statuen von den Kims, unseren Respekt zeigen und uns wieder verbeugen, wobei die dieses Mal um einiges kleiner waren.Ich habe euch hier mal ein Video, bei dem ich unsere andere Gruppe beim Verbeugen aufgenommen habe.

Danach durften wir dort noch ein bisschen rumlaufen und sind zu einem kleinen Pavillion gekommen, der noch aus den alten Zeiten stammen muss. Dort haben wir einen Rentner getroffen und uns mit ihm via unserer Guides unterhalten.

In den Bergen erkennt ihr vielleicht die Tafeln mit den Schriftzeichen, nach denen ich unsere Guides gefragt habe und sie haben es mir mit "Wir folgen unseren Großen Leadern bis zum Ende der Welt" übersetzt.

Danach ging es dann wirklich an den 38. Breitengrad zu Südkorea, wo etwa die 4km breite Grenze verläuft. Hier stehen sich also tatsächlich Südkoreaner, bzw. die USA und die UN, und Nordkorea gegenüber, verschärft dadurch,  dass es bis heute keinen richtigen Friedensvertrag gibt. Die Zone ist dennoch belebt und es leben wohl 200 Bauern mit ihren Familien dort und bewirtschaften die Felder in Teilen der Zone.

Bevor es so richtig reinging, haben wir noch an einem kleinen Infopoint Halt gemacht, wo wir mal wieder an einem Souvenirladen vorbeigeführt wurden, der allerdings die wirklich interessanten Propagandaplakate hatte, die man ja teilweise kennt. Entweder wird hier der totale Krieg gegen die Imperialisten/ USA geführt oder es wird die heile Welt Nordkoreas gezeigt. Eine unserer Guides haben wir gefragt, welches ihr Lieblingsposter war und ohne zu zögern hat sie auf das gezeigt, auf dem ein US Soldat von einem „nordkoreanischen“ Schuh zertreten wird.

Danach sind wir richtig in die Zone reingefahren und sind zu der Stelle/ Siedlung gekommen, wo der Waffenstillstand von 1953 unterzeichnet wurde, was genau so erhalten wurde. Es standen sogar teilweise noch die originalen Flaggen dort und auch die Bücher konnte man noch sehen. Allerdings hatten die Koreaner mal wieder was anzumerken und so wurde uns noch erzählt, wie feige es von den Amerikanern gewesen wäre, unter der Flagge der UN zu unterschreiben und nicht unter ihrer Eigenen und sich so teilweise der Verantwortung  und „Schmach“ entzogen hätten. Aber eigentlich waren die UN sehr wohl beteiligt und es ging alles mit rechten Dingen zu.

Tatsächlich hatten ja auch die Nordkoreaner mit der Invasion unter Kim Il Sung 1950 begonnen, der die zwei  nach dem 2. WK geteilten Koreas wieder zusammenführen wollte, natürlich unter seiner Herrschaft. (So wird uns das zumindest in unseren westlichen Medien vermittelt – und da ist er wieder der Verfolgungswahn). Kim Il Sung konnte dann recht schnell einen großen Teil Südkoreas erobern, wurde dann aber bis zum 38. Breitengrad zurückgedrängt, an dem dann über Jahre hinweg ein Stellungskrieg geführt wurde. Bis dann eben genau dort in Kaesong am 38. Breitengrad der Waffenstillstand unterschrieben wurde.  Der dortige Soldat und Guide hat dann nochmal hinzugefügt „If they will provocate us again, we will smash all imperialists on their grounds“.

Der Verhandlungstisch

 

Danach waren wir richtig an der Grenze und konnten natürlich auch nach Südkorea rüber schauen, die sich da einen unglaublichen Wachturm mit bestimmt 40 Kameras hin gebaut haben. War sehr eindrucksvoll und man hat die Spannung auch ein bisschen gespürt. Die blauen Häuser dürfen von nur von den südkoreanischen/amerikanischen Soldaten betreten werden, während die silbernen den Nordkoreanern gehören. In der Mitte der Häuser (außen) verläuft dann die Grenze.

Mittlerweile waren auf der südkoreanischen Grenze auch Touristen angekommen und man hat sich tatsächlich gewünscht da drüben zu sein… Die Soldaten dort sahen auch gleich viel sympathischer aus, naja so nah und doch so fern von „zu Hause“.

 

Vor dem Mittagessen sind wir noch in eine alte Universität gefahren, die auch zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. War sehr schön dort und wirklich angenehm, mal „normales“ Sightseeing zu machen, aber wer denkt, hier würde uns keiner der Kims auf einem riesen Porträt anstrahlen, der irrt…

  Ein bisschen Spaß muss sein

Unser Mittagessen, war dann in einem typisch koreanischen, alten Haus und war einfach nur atemberaubend! Es sah unglaublich süß aus, wie alles in kleinen goldenen Schälchen serviert wurde und war auch absolut köstlich. Ganz klar ist das hier eine Sonderbehandlung von Touristen. Dazu gab’s noch Hühnchen in Ginseng, das durch den Ginseng gegen Alles hilft und natürlich besonders die Lust steigert.

Das

Nach dem Mittagessen durften wir nochmal 5 Minuten durch die Stadt laufen und danach gings wieder zurück Richtung Pjöngjang. Natürlich ist auch etwas an unserem Bus kaputt gegangen, aber das war dann wohl recht schnell repariert. Bis zu unserm kleinen Stopp haben wir uns die 4 Stunden Fahrt mit Singen und Musik machen vertrieben, wovon unsere Guides sehr angetan waren.

Adam mit Ukulele

Auf etwa halber Strecke haben wir in einem „Bauerndorf“ halt gemacht, in dem wir zuerst in das landwirtschaftliche Museum geführt wurden, was aber weniger mit Landwirtschaft als mit Besuchen der „Supreme Leaders“ vor Ort zu tun hatte. Es wurde uns also erklärt, wann und wie oft Kim Il Sung in dem Dorf war und wie lange er persönlich bei 30 Grad auf dem Feld gestanden hat und den Bauern erklärt hat, wie man den Dünger richtig benutzt. Es waren übrigens 4 Stunden und er hat dabei sogar auf sein Mittagessen verzichtet. Und bei einem anderen Besuch ist ihm aufgefallen, dass die Schreibwaren nicht gut genug sind und die Produktion im ganzen Land unbedingt verbessert werden muss.

Wahrscheinlich ist er auch noch vor dem Mittagessen für das Bild hier Porträt gestanden.

Dann durften wir, bevor es aufs Feld ging, noch das Haus eines Bauerns vor Ort besichtigen, was kein schlechtes Leben gezeigt hat, allerdings auch sicher hier ein Sonderfall, da besagter Bauer vorher Offizier in der Armee war und eben das Haus Touristen gezeigt wird.

Die obligatorischen Bilder Seine alte Uniform

Danach sind wir mit unserem Reisebus die unmöglichsten Feldwege bis zu der Farm gefahren, damit wir auch ja nicht laufen müssen/dürfen/ sollen. Dort durften wir dann zuschauen, wie der Reis von den Feldern geholt wird, dann zu Bündeln gebunden und in der Maschine dann auch direkt das Reiskorn ausgelesen wird. Das war aber auch die einzige Maschine, die noch dazu sehr alt war, und sonst musste man alles andere mit der Hand machen. Es waren etwa 30 Leute (Männer und Frauen in etwa gleichen Teilen) die dort allein auf dem Hof  gearbeitet haben, die Leute auf dem Feld haben wir nicht gesehen. Nachdem wir ein bisschen zugesehen hatten, sollten wir dann auch ein bisschen mithelfen. Das war jetzt auf die kurze Dauer keine Knochenarbeit, aber wenn man überlegt das den ganzen Tag machen zu müssen und das obwohl, die Technik schon 60 Jahre weiter wäre und Maschinen das für einen erledigen könnten, wird es doch zur Last.

Natürlich gab es auch hier einen Stromausfall, der auch nicht behoben werden konnte in der nächsten halben Stunde, weswegen wir letztendlich auch gegangen sind.

Danach sind wir in die Dunkelheit zurück nach Pjöngjang gefahren, wo wir noch in einem Vergnügungspark Halt gemacht haben. Der Park wurde sogar nur für uns länger offen gelassen und auch die Fahrgeschäfte waren für uns eine Nummer krasser eingestellt als für die „normalen“ Fahrgäste. Es gab Freefalltower, eine Riesenschaukel, Boxauto, Schiffschaukel und eine Achterbahn.

Gerade der Freefalltower ist ja bekannt dafür, dass er ganz langsam hochfährt, auf der Hälfte etwa ein bisschen runtersackt, dann wieder hochfährt, dort dann bis zur Hälfte runtergeht, nochmal hoch und dann wieder komplett runter. Und man hat immer oben noch genug Zeit die Aussicht zu genießen…

Nun das war bei uns leider nicht so, denn wir sind nichts Böses ahnend eingestiegen und dachten das wird ne ganz normale Fahrt. Tjaaaaa, …. Wir sind dann von 0 auf 100 direkt nach oben geschossen, hatten oben nicht mal eine Sekunde Pause, sind praktisch noch in der Luft gehangen, bevor es dann sofort von komplett Oben nach komplett Unten ging. Das war wirklich ein ganz anderer Adrenalinschub, den man sonst gewohnt ist. Trotzdem  konnten wir sogar unsere Guides überreden mitzufahren.

Emil mit unserem Guide

Das andere erwähnenswerte Fahrgeschäft war eine Achterbahn, in der man sich in eine Art Gitter hineinstellen musste, welches dann hinter einem geschlossen wurde. Man konnte sich dann vorne an Griffen festhalten und das war auch bitternötig. Danach wurde man auf den Bauch gedreht und von außen sah es so aus, als wäre man in einem Raumanzug. Wirklich gesichert war man nicht, da das Gitter weeit weg von meinem Rücken war und man sich daher bei den unzähligen Überschlägen richtig gut festhalten musste.

 

Auf dem Weg zum Restaurant konnten wir unsere Guides noch überreden uns ihre Essensmarken zu zeigen, was mich schon sehr an die Versorgungsmarken aus dem 2.WK erinnert hat.

Eine Reisration pro tag

Als letztes Abendessen in Nordkorea gab’s dann koreanisches BBQ und eine sehr leckere Geburtstagstorte, weil einer aus unserer Gruppe Geburtstag hatte. Das Restaurant war übrigens im zweiten Stock und im ersten mal wieder ein guter, alter Souvenirladen.

Das Barbeque Der seeehr leckere Kuchen Geburtstagskind mit unseren Guides

Danach sind wir wieder in unser „Insel-Gefängnis“ eingecheckt, haben noch ein bisschen geredet und sogar Flunkyball vor dem Hotel gespielt.