Kommunismus, Kontrolle, Krieg - Korea (Tag 3 Einreise mit dem Zug)

18Okt2016

Di, 18.10.16

 

Heute sollte es also wirklich ernst werden. Der "coole" Spruch "Ich reise nach Nordkorea", klingt auf einmal gar nicht mehr so cool und noch so ein paar Nächte in China hättens wir auch noch ausgehalten. Aber da hilft nichts und wir sind morgens um 8 schon aus dem Hotel los und zum Bahnhof gelaufen. Dann mussten wir erstmal aus China ausreisen und dort alles durchleuchten lassen, aber das sollte noch der angnehmste Check werden.

Es wurden uns dann das erste Mal unsere Pässe abgenommen und wir haben dafür unsere nordkoreanischen Visas bekommen, ein kleines blaues Heftchen mit Passfotos von uns drin und mit dem Versprechen, dass wir die nicht behalten dürfen 😢.

Das koreanische Visum

Wir durften noch einmal aus dem Zug aussteigen und noch ein paar Fotos machen und natürlich wurden von uns auch einige Fotos gemacht, gerade mit unseren 3 2-Meter-Männern.

War allerding in chin Zug

Man hat schon einige Nordkoreaner am Bahnhof gesehen, die man an ihren "Anzügen" und den kleinen Pins mit entweder 1 Bild von Kim Il Sung oder von ihm und Kim Jong Il, je nach Gusto, erkannt hat. Einerseits war das schon so komisch und wirklich freundlich haben sie uns nicht angeschaut, aber es gab immer welche, die auch ein Foto machen wollten.

Unsere Zugfahrkarte war übrigens auf Chinesisch, Koranisch, Russisch und Deutsch, also ein kleiner Hinweis auf die Marktform des Landes😫.

Irgendwann gabs dann auch wieder unsere Pässe wieder und der Zug ist dann langsam losgefahren. Unsere Gruppenleiter waren wirklich sehr cool zu uns, haben uns aber immer auch praktische Tipps gegeben und uns irgendwo reingestoßen, wenn es eine einmalige Gelegenheit gab. Karfield  (unser Leiter) hat uns dann schonmal geraten, unsere Codes aus den Handys zu entfernen, damit es bei der Kontrolle dann schneller geht. Jetzt dürft ihr gerne mal raten, wer in dem Moment natürlich seinen Code vergessen hat und sein Handy erst mal 5 Minuten versperrt hat 🙁... Habs dann irgendwann noch rausgefunden, aber die Handys wurden bei der Einreise auch gar nicht gecheckt. Der Zug ist also langsam losfgefahren über den Fluss auf einer anderen Brücke und an der besagten abgerissenen Brücke vorbei. Im ersten Bahnhof auf der nordkoreanischen Seite, haben wir dann gehalten und uns auch erstmal 3 Stunden nicht von der Stelle bewegt. Es war Kontrolle angesagt.

Der letzte Blick zurück

Wieder mal wurden Pässe und Visa eingesammelt, wir wurden auf Passagierlisten abgehakt und unser Gepäck musste in Griffweite sein. Dann kam ein Offizier und hat sich stichprobenartig jeden Rucksack, jede Tasche öffnen lassen, allerdings so professionell, dass er von jedem wirklich etwas geöffnet hat. Obwohl sie da noch nichts "Schlimmes" finden konnten, hat einfach eine Totenstille im Zug geherrscht...

Nachdem dann unsere Pässe wiederkamen, durften wir ein bisschen auf den Bahnsteig, aber frei Bewegen: Fehlanzeige. Wir standen zu dritt am Eingang des Zuges, alle 100m jeweils 2 Wachen und wir wollten nur die 2 m nach vorne laufen, um in die Sonne zu können. Das hat den 2 Soldaten natürlich erst mal nicht gefallen und nach einem kurzen Schrei seiner Seits sind wir wieder ganz schnell zu unserem schattigen Ausgangspunkt. Als dann auch eine Servierdame draußen rumgelaufen ist, dachten wir ,dass man wenigstens zu ihr frei laufen kann, aber auch das war nicht ganz korrekt. Erst als sie genau vor uns war -in der Sonne- und wir durch mehrmaligen Blickkontakt zu unseren Bewachern uns eine "Erlaubnis" geholt haben, haben wir uns vorgetraut.

Wirklich nach 2 Stunden ging es dann endlich los, wobei man sagen muss, dass es uns auch die 2 Stunden nicht schlecht ging. Wir haben Mittagessen und Wasser bekommen und da alles sowieso Schlafwagen mit 6 Betten pro Kabine waren, mit erstaunlich weißem und sauberem Bettzeug, konnten wir auch ein bisschen entspannen.

Viel Platz war nicht wirklich

Für uns Mädels gings ja noch, aber die Jungs hatten da schon eher zu kämpfen.

Die Landschaft an der wir vorbeigefahren sind, waren hauptsächlich nur Reisfelder, Bauern, die auf den Feldern gearbeitet haben, Leute die auf staubigen Feldwegen mit dem Fahrrad unterwegs waren, Reisfelder, Soldaten und nochmal Reisfelder. Die Dörfer, die wir gesehen haben, sahen recht gut aus, meistens sehen alle Häuser gleich aus, aber es gab auch Häuser ohne Dach/ Ruinen. Wurde die Strecke entlang der Gleise "besonders" schön gemacht für die Touristen? Und warum beobachtet uns dieser Mann mit der Sonnenbrille so, es ist doch gar nicht so hell im Zug und die Asiaten tragen eh weniger Sonnenbrillen? All das sind fragen, die wir uns gestellt haben und es hat sich schon fast ein wenig paranoid angefühlt. Zu der Bahnstreckenfrage: Also ich denke in Pjöngjang wird gerade die Ausfahrt aus der Stadt schön hergerichtet, aber auf dem Land kann man nicht vermeiden, dass wir auch Menschen gsehen haben, die ihre Wäsche in dreckigen Pfützen gewaschen haben.

Die Zugfahrt hat dann noch etwa 5 Stunden gebraucht und da war es auch schon dunkel, als wir in der Hauptstadt der Demokratischen Volksrepublik Korea angekommen sind. Am Bahnhof wurden wir von unseren 2 Tourguides abgeholt. Ich schreibe hier jetzt mal bewusst nicht die Namen, man weiss ja auch nicht wer hier mitliest - und da ist sie wieder, die Paranoia.

Die 2 Damen hatten wunderschöne traditionelle koreanische Kleider an und waren etwa 28 und 32. Natürlich durften wir uns nicht wirklich frei bewegen und dann auch gleich zu unserem kleinen Reisebus geführt. Wir wurden dann ein wenig durch die Stadt gefahren und durften am Kim Il Sung Platz austeigen, wo uns erstmal eine Koreanische Flagge in Übergröße angestrahlt hat. War alles schon sehr endrucksvoll, da einfach auf einer unglaublich großen Fläche gebaut wurde und alles sehr weitläufig ist. Was sehr merkwürdig war, dass kaum jemand auf den Straßen war. Dort durften wir unseren 1. kleinen Spaziergang durch das nächtliche Pjöngjang antreten und sind vorbei an 1, 2 kleinen Läden, einer Bierbar und Friseuren vorbeigelaufen. Fotos machen ging, aber es war nicht viel Zeit dafür. Ich hätte noch gerne ein Foto von der Bierbar gemacht, aber unser Guide hat mich zur Eile angetrieben mit den Worten "Das kannst du noch oft fotografieren" - Lüge. Naja, aber sonst waren unsere Guides wirklich sehr nett und waren auch schon sehr familiär mit uns, nach ein paar Minuten und haben uns auch ein paar kleine Details aus ihrem Privatleben verraten. Wir durften dann sogar durch eine Unterführung laufen, wo wir endlich mal auf Koreaner getroffen sind, die auf dem Weg nach Hause waren. Manche waren dort ein bisschen überrascht, aber den Meisten war es eher gleichgültig. Uns wurde dann betont gesagt, dass das eine Ausnahme war und wir das nur machen durften, weil unser Reisebüro so eine gute Beziehung mit dem staatlichen Reisebüro vor Ort hatte.

Ankunft am Bahnhof Pjöngjang Unsere Guides Der erste Walk in der City Kim-Il Sung Platz Das hab ich jetzt mal aus dem Intenet Die Main Library (besuchen wir noch)

Zurück im Bus gabs dann eine kleine Einführung über die Dos and Don´ts, zum Beispiel keine Bushaltestellen oder Baustellen fotografieren und nichts zerknüllen oder gar falten, wo einer der Kims drauf ist. Das

Letztere wurde dann am Ende noch witzig mit meiner gekauften Zeitung. Es gab auch noch eine kleine Faktenpräsentation, vorgetragen von unseren Guides wie zum Beispiel "Unser Land Korea grenzt an 3 Seiten ans Meer, West, Süd und Ost. Außerdem hat es 70 Mio Einwohner" Da wurde Südkorea also direkt mal eingerechnet. Das war schon sehr komisch immer wieder solche "Fakten" aus den Mündern von denen zu hören, die aber auch so normal mit uns sein können. Wenn wir an Gebäuden vorbeigefahren sind, wurden uns immer die technischen Fakten erläutert, also wie breit, wie hoch, wie viele Stockwerke, wie schwer und wie lange es gedauert hat, das jeweilige Objekt zu errichten. Vorsicht Spoiler, es war eigentlich immer unter einem Jahr und Karfield hat uns das auch bestätigt, da er mehrmals schon da war und so die Entwicklung mitverfolgen konnte. Auf den Baustellen wird aber auch Rund um die Uhr gearbeitet. An anderen Sachen wird aber gerne geprt, zum Beispiel dem Strom auf Nebenstraße oder in Geschäften. Wir sind eben an einem friseur vrobeigelaufen und dort hat nur so eine Notglühbirne gebrannt und die Friseuse hatte eine Stirnlampe auf, dass sie die Haare noch sehen und schneiden konnte.

  Der Friseur

 

Endlich im Hotel Yanggakdo (das Hotel wo die meisten Ausländer wohnen) angkommen, waren alle sehr freundlich zu uns und der Liftboy hat uns sofort gefragt, wo wir herkommen. Nachdem ich Germany gesagt hatte, wurde ich sofort mit einem "Deutschland, Guten Tag" begrüßt. Ich bezweifle das sehr, dass er das in der Schule gelernt hat und wir hätten das eigentlich mit mehrern Ländern ausprobieren sollen, ob da auch kleine Vokabeln vorhanden sind. Reisepässe wurden uns natürlich auch für die nächsten 6 Tage abgenommen

Wir waren dann noch ein bisschen Schwimmen im Hotel, da wirklich alles geboten wird von Bowling Bahn, Friseur, Schneider, Buchladen, Tischtennis, Billard bis hin zur Sauna. Für alles musste man einen kleinen Preis zaheln, aber was hatten wir denn schon für eine Wahl, wenn wir unser Hotel nicht verlassen dürfen und das auch recht schwierig wird, das Guards mit Taschenlampen patroullieren und es auf einer Insel liegt, von der nur eine Straße runterführt.

Das Baden war recht witzig, da Celine, Elena und ich von den Jungs natürlich erst mal getrennt wurden und dann in unsere eigene Umkleidde geführt wurden, da hat uns eine Badedame immer begleitet und versucht uns alle Handlungen abzunehmen, nach viel gestikulieren wurden uns dann kleine rosa Körbchen zugeteilt mit Waschlappen,Seife und kleinem Handtuch. Da waren wir schon so verwirrt und haben überhaupt nicht gewusst, was wir jetzt mit den Körben anfangen sollten und die Badedame, fand unsere Verzweiflung auch witzig, sodass wir erst mal 2 Minuten nur gelacht haben, als es dann ans Duschen ging wurden uns natürlich auch jeder eine Dusche zugeteilt und wir hatten schon Angst, dass sie uns jetzt auch noch einseift, aber das war zum Glück nicht der Fall.

Das war also der erste Tag und wir alle waren usn einig, dass es sich schon jetzt gelohnt hat. Mir kommt es ein bisschen so vor wie in einer Parallelwelt und andere vergleichen es mit der "Truman Show".

Unser Hotelzimmer könnte übrigens nicht kommunistischer aussehen und wenn man Honecker in die Sessel am Fenster setzen würde, würde das vollkommen natürlich aussehen. Allerings richt und müffelt es auch so, als ob seit seinem Tod nicht mehr gelüftet wurde.

Honeckers Sessel

Wirklich gut schlafen konnte ich nicht, da ich immer wieder von Checkpoints, Grenzen und Mauern geträumt habe und ab etwa 3 Uhr nachts, dachte ich ich muss sterben, weil es anfing mir gesundheitlich sooo schlecht zu gehen. Aber dazu mehr morgen.