Kommunismus, Kontrolle, Krieg - Korea Résumé

24Okt2016

Nunja, ihr habt jetzt also alle gelesen, was wir so die letzten paar Tage in Nordkorea erlebt haben und es fällt mir bis heute (eigentlich etwa 2 Wochen nach dem Trip) immer noch sehr schwer alles in Worte zu fassen und dieses Land wird trotzdem für immer bis zu einem gewissen Grad ein Mysterium für die westliche/ kapitalistische Welt sein.

Ein paar Dinge hier jetzt, auf die ich gerne nochmal eingehen würde, die mich nochmals gewundert haben:

Die "Supreme Leaders" und die Menschen im Alltag

Die "Supreme Leaders" sind wirklich omnipresent mit all ihren Fotos, Statuen und Sprüchen. Natürlich ist dadurch die Ideologie des kommunistischen Koreas und dem Gedanken Korea gegen die Imperialisten so unglaublich fest in den Köpfen der Menschen verankert. Wir hatten immer das Gefühl, dass sich die Nordkoreaner immer ihrer "Geschichte" bewusst sind und so nie Würde oder Respekt (in der Öffentlichkeit) verlieren würden.Außerdem waren sie nie "nur" auf der Straße unterwegs, sondern hatten immer ernsthaft ein Ziel vor den Augen, das aber nur "zur Arbeit" und "nach Hause" sein konnte, zumindest waren zu anderen Zeiten kaum Leute auf den Straßen. Groß Freizeit gibt es glaube ich nicht und jede Handlung ist darauf ausgerichtet den Leadern oder dem Land zu dienen oder es/ sie stolz zu machen.

 

Wir sind nicht der Feind

Es mag zwar sein, dass die USA und Japan "eternal enemies" sind, aber das richtet sich sicher nicht gegen die Menschen persönlich. Wir wurden nie feindlich behandelt, wenn dann nur mit Desinteresse und ich glaube auch nicht, dass man jemanden von Konversationen ausgeschlossen hätte, wenn derjenige gesagt hätte, er sei Amerikaner. Im Gegenteil waren die Leute mit denen wir geredet haben, sehr nett und interessiert. Andereseits kommen dann auch von den nettesten Personen (in Form unserer Guides, die mit uns auch herumgealbert haben) Sprüche, bei denen es einem wirklich kalt den Rücken runter läuft. Wir waren uns alle wirklich unglaublich sympathisch, aber ich glaube wir hatten auch Glück.

Sind die Menschen dort glücklich?

Glücklich ist vielleicht das falsche Wort, aber ich würde sagen, dass die Menschen in Pjöngjang(!) zufrieden sind. Es gibt die Essensmarken, es werden Wohnungen zugeteilt, man bekommt einen Job. So weit funktioniert das System, allerdings kann man keinesfalls von der Hauptstadt auf das ganze Land schließen. Es herrschen gerade auf dem Land Hungersnöte  und in manchen Gerüchten ist sogar von Kannibalismus die Rede.

Und der Job kann auch mal sein, dass man Kieselsteine am Rand einer Bahnstrecke weiß anmalt...

Alle mit einem Ziel vor Augen weiße unnötige Steine um Bäume

 

Die Fakten unserer Guides

Natürlich hat man einigermaßen schnell bemerkt, wenn man den Fakten nicht wirklich trauen sollte. Aber meistens kamen wirklich ehrliche Antworten auf die Fragen, die wir unseren Guides gestellt haben. Logischerweise sollte man seine Fragen ein wenig "verpacken" und sie nicht löchern, als wären sie in einem Verhör oder  gar vorwurfsvolle Fragen stellen, wie zum Beispiel warum sie denn keine Menschenrechte hätten (hat jemand aus unserer Gruppe so gefragt). Ich habe zum Beispiel als wir nach den Essensmarken gefragt haben, von meiner Omi erzählt und wie sie nach dem 2. WK auch solche Marken in Deutschland verteilt haben. Das schafft Verbundenheit und Interesse nach anderern Kulturen bei den Nordkoreanern und hat dazu geführt, dass uns auch ihre Marken oder sogar Personalausweise gezeigt wurden, was alles Andere als selbstverständlich war.

 

Das Verbeugen

Ganz klar Etwas, wo sich alle mit uns am Anfang schwer getan haben, aber letztendlich haben wir es alle auf "unsere Art" gemacht. Nicht um 2 Diktatoren unseren wirklichen Respekt zu zeigen, sondern mehr um unseren Guides und Nordkoeaner zu zeigen, dass wir ihre "Religion, Einstellung und Weltanschaung" respektieren und auch, um unsere Guides nicht in Schwierigkeiten zu bringen.

 

Nordkorea und die Technik

Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Land, in dem mit Maschinen von 1950 auf dem Land gearbeitet werden muss, eine Atombombe produzieren kann oder sogar schon hat. Ein Land, in dem eben doch einige Menschen eine kleine Solarzelle am Balkon angebracht haben.

 

Wahr und Falsch

Irgendwann kam uns nach unseren langen Gesprächen an den Abenden immer wieder mal der Gedanke, woher wir wissen was "wahr" und was "falsch" ist. Was ist wenn "unsere" Version der Geschichte falsch ist und die "nordkoreanische" Version wahr ist? Hoffen wir mal, dass das nicht so ist. 😕

Kennt Kim Jong Un die "wahre" Geschichte oder nicht? Und wer weiß es denn noch aus 1./2. Hand?

Wir sind mit unglaublich vielen Fragen gekommen, von denen viele beantwortet wurden und jetzt gehen wir mit viel mehr Fragen heim...

 

War es moralisch vertretbar Nordkorea zu besuchen?

Meiner Meinung nach, ja! Solange ich durch meine Anwesenheit nur ein Fünkchen dazu beigetragen habe, die Koreaner denken zu lassen, dass es auch noch andere "gute"  oder sogar "bessere" Länder gibt, außer ihrem eigenen. Auch wenn das vielleicht nur ein Winken aus unserem blöden Bus war oder ein kleines Gespräch gewesen ist.

Denn meiner Meinung nach kann man durch keine Verhandlung und keinen Krieg Nord und Südkorea auf die Schnelle wieder vereinigen. Man wird nicht die komplette Weltanschauung der Nordkoreaner von einem Moment auf den anderen ändern könne und zwar um 180 Grad. Vielmehr muss/ wird es eine langsame Öffnung Nordkoreas sein, durch Handel, Modernisierung, etc oder eben auch durch Tourismus!

 

 

Das war es also: Nordkorea, definitiv eine Reise wert, die einem allerdings mental viel abverlangt, und andererseits mein Interesse an der Entwicklung der beiden Länder in einen völlig anderen Zusammenhang gesetzt hat.

Kommunismus, Kontrolle, Krieg - Korea, ein Land, in dem sogar der Haarschnitt seinen Supreme Leadern nachempfunden wird und man immer denkt Kim Jong Un steht einem gegnüber 😉

Cheers