Hongkongs Handel

26Sept2016

Wenn man eine Weile in Hong Kong lebt, so wird man irgendwann unweigerlich feststellen, dass Einkaufen nicht wirklich billig ist- wenn man bei den meisten westlichen Produktarten bleiben möchte, auch in den großen Supermarktketten nicht. Da soll man für Schokolade gerne auch mal 4€ zahlen und auch wenn es Lindt ist, ist das doch um einiges mehr, als ich erwartet hätte. Sogar Instantkaffepulver kostet 6€ und das hält einem etwa 2 Wochen...

Von Milch oder Joghurt wollen wir gar nicht erst reden.

Das alles hat mich doch ein bisschen überrascht, da Hong Kong doch als Handelstor nach Asien gilt. Natürlich müssen die Waren importiert werden, aber dennoch gibt es hier weder Zölle noch Steuern. Allerdings muss viel importiert werden, da in Hong Kong einfach nicht genug Platz für so viel Industrie ist. Ich verlange ja auch gar nicht die europäischen Marken, ich würde mich wahsinnig über eine preiswerte chinesische Marke für Abschminktücher freuen, aber die gibts nicht und so muss ich halt die blöden Niveatücher für 5€ kaufen.

Ein wenig undurchsichtig ist alles auch dadurch, dass ein paar wenige Produkte, die ich zum Beispiel aus Frankreich kenne, in etwa den selben Preis haben, während andere Produkte aus Deutschland oder England doppelt so teuer verkauft werden- hier müsste ja der Transportweg der selbe sein.

In der Uni habe ich in einem meiner Kurse gelernt, dass Hong Kong bis etwa 1950 der große Umschlagshafen zwischen Asien und Europa war. Mit Machtübernahme der Kommunisten in China haben die Amerikaner dann ein Handelsembargo eingerichtet und so musste sich Hong Kong wirtschaftlich umorientieren. So war dann zwischen 1950 und 1980 die Herstellung und Produktion von Waren der Großteil des dortiggen GDP. Seit 1990 stützen nun Dienstleistungen den wirtschaftlichen Erfolg Hong Kongs.

Man sollte also meinen der Handel ist "tot" und das gilt wahrscheinlich auch für die großen Supermarktketten.

 

Doch dann gibt es diese kleinen Geschäfte an einer Straßenecke versteckt in Kennedy Town, in dem einem ein "Doppelschlitztoaster" anlacht und ein polnisches Nutella zur Hälfte des Preises verkauft wird wie im Supermarkt oder eine in deutsch verpackte Tafel Ritter Sport. Und siehe da, der Instantkaffe kostet nur noch 3€ bei doppelte Größe und ist sogar von Nescafe -trotzdem nichts im Vergleich zu echtem Kaffee. ICH BRAUCH ECHTEN KAFFEE 😫

 

Es mag also zwar nicht mehr den großen Handel zwischen Hong Kong und der Welt geben, aber die kleinen Hong Konger Ladenbesitzer, die es schaffen Produkte aus aller Welt zu beschaffen und zur Hälfte des Marktpreises anzubieten! Hong Kongs Handel lebt dank seiner einfachen Leute.